Paula Pihlaja 02 - Team Helsinki - Grausames Spiel by Ollikainen A.M

Paula Pihlaja 02 - Team Helsinki - Grausames Spiel by Ollikainen A.M

Autor:Ollikainen, A.M. [Ollikainen, A.M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2023-04-28T00:00:00+00:00


9

Karhu schloss seinen Laptop an den Beamer im Besprechungsraum an. Paula stellte die Mineralwasserflasche, die sie der Form halber gekauft hatte, auf den Tisch und setzte sich.

»Ich habe mir das Band selbst noch nicht angesehen«, sagte Karhu. »Kann sein, dass es nichts bringt.«

»Aber du hast ja heute schon viel herausgefunden«, lobte Paula. Karhu wirkte auf seine übliche, zurückhaltende Art zufrieden. Einem Außenstehenden wäre es wahrscheinlich gar nicht aufgefallen.

Vom Flur her war Renkos und Hartikainens Debatte zu hören. Karhu räusperte sich, setzte eine förmliche Miene auf und nahm an seinem Laptop Platz.

»Boxen ist als Sportart ja total unsinnig. Mag ja sein, dass Ali ein großer Meister war, aber nach dem Ende seiner Laufbahn hat auch er den wichtigsten Kampf seines Lebens gegen Parkinson verloren«, erklärte Renko beim Hereinkommen.

»So viel dazu«, sagte Hartikainen. Dann erstarrte er. »Du hast meinen Platz genommen.«

Paula räusperte sich, merkte dann aber, dass Renko sich tatsächlich dahin gesetzt hatte, wo Hartikainen sonst immer saß, auf der Türseite neben ihr. Im Allgemeinen achtete niemand auf die Sitzordnung, doch das lag eben daran, dass alle immer auf demselben Platz saßen.

»Karhu sitzt auf meinem Platz«, verteidigte sich Renko.

Karhu wiederum hatte Renko den Platz weggenommen, weil es von da aus leichter war, den Beamer zu bedienen. Er ersparte sich einen Kommentar.

»Fangen wir an«, sagte Paula.

Als Hartikainen sich nicht rührte, sah sie ihn fragend an.

»Wäre es irgendwie möglich, dass du dich diesmal auf die andere Seite setzt? Auch wenn es in deinem Alter schwierig ist, vom Gewohnten abzuweichen«, frotzelte sie.

Hartikainen brummte und ging demonstrativ langsam um den Tisch herum. Paula bemühte sich, seinen Auftritt nicht zu beachten.

»Vielleicht berichte ich zuerst kurz, was Renko und ich von den Leuten, die Paljakka am nächsten standen, erfahren haben. Oder genauer gesagt, was sie über sich selbst und ihre Beziehung zu Paljakka erzählt haben«, begann Paula.

Sie ging die Aussagen von Nico Saarela, Jonna Salomaa und Samuli Suominen der Reihe nach durch, vor allem die Punkte, in denen sie voneinander abwichen. Zwar hatten die drei am Vortag im Leichenschauhaus wie eine Familie gewirkt, die einen geliebten Angehörigen verloren hat, aber in den Einzelgesprächen hatte sich gezeigt, dass die Beziehungen nicht mehr besonders herzlich waren – im Gegenteil.

Nico Saarela versuchte zudem immer noch den Eindruck zu erwecken, dass Paljakkas Unternehmen glänzend lief.

»Hartsu, du könntest klären, wie groß Paljakkas Hinterlassenschaft, die auf die drei Erben verteilt werden soll, tatsächlich ist«, sagte Paula.

»Der Wert der Wohnung in Katajanokka liegt bestimmt im siebenstelligen Bereich«, merkte Renko an.

»Ja, aber vielleicht geht auch der Erlös letzten Endes dafür drauf, die Verluste der Firma abzudecken. Jedenfalls ist Geld immer ein plausibles Motiv. Mit anderen Worten gibt es Geld, und wer braucht es am dringendsten?«, überlegte Paula.

»Samuli Suominen jedenfalls nicht«, meinte Renko. »Seine Wohnung ist noch teurer als Paljakkas, und die Gemälde an der Wand sind vielleicht genauso wertvoll wie die Wohnung.«

»Hast du die Künstler gegoogelt?«, fragte Paula.

»Ich gestehe«, sagte Renko.

»Sollten wir die Tätigkeit von Paljakkas Firma genauer unter die Lupe nehmen?«, fragte Hartikainen plötzlich. »Vielleicht bleibt für die Erben kaum etwas übrig.«

Am Tisch wurde es still.



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